Family Food For All

Soul Food aus dem Tomorrow Club Kiosk

Im Tomorrow Club Kiosk wird regelmäßig gekocht. Am Herd oder an der Fritteuse darf jeder stehen, der oder die Lust hat, für alle einen dicken Topf Familien-Essen zuzubereiten. Auf dem Menü stehen somit Gerichte aus der ganzen Welt – von Attiéké über Bolani bis hin zu Reibekuchen. Wir kochen Soul Food, das uns kulinarisch kreuz und quer über den ganzen Globus verbindet. Und dann essen wir zusammen. Einige der Geschichten unserer Köchinnen zu ihren Rezepten haben wir gesammelt. Wer selbst mal Küchen-Chef*in sein will, soll sich bitte im Kiosk melden. Dann vereinbaren wir einen Termin. Schnibbelhilfen sind immer gern gesehen und Gäste zum Essen sind herzlich willkommen.

Wahlverwandschaft

Eine Liebeserklärung von Miriam Witteborg

Was ist das Herz einer Wohnung? Die Küche. Wo begegnet sich traditionell die ganze Familie? Beim Essen. Wie kann man leise zeigen, dass man sich kümmert und füreinander da ist? Indem man Nahrung füreinander zubereitet und miteinander teilt. Das ist Familie. Das ist Liebe. In allen Kulturen.

Heute möchte ich also von Family Food For All berichten – meine absolute Lieblingsveranstaltung von und mit und rund um das Transnationale Ensemble Labsa. Weil sich dort die Wahlverwandtschaft begegnet – der harte Familienkern ebenso wie die neuen Mitglieder, die Interessierten, die Hungrigen, die Freunde und die Reisenden. Und da ich seit Jahren dabei bin – essend, kochend, schnibbelnd, Tisch-deckend und spülend, hab ich auch schon alles gesehen: Es gibt alte wie junge Eltern, die den Rahmen stellen und junge wie alte Kinder, die lernen. Es gibt die zahmen Wilden, oft minderjährig, die problemlos Portionen für über 30 hungrige Mäuler kochen. Wie machen die das bloß, hab ich, die ich erst mit Mitte 20 der TK-Kost entwachsen bin, mich manchmal gefragt.

Es gibt die, die keine Lust haben, sich bei der Zubereitung zu beteiligen, die aber laut mit guter Laune für Unterhaltung sorgen oder still dabei helfen, das Gekochte zu vertilgen. Es gibt die, die immer mit anpacken. Es gibt die, die nur mal kurz reinschnuppern wollen und dann wieder gehen. Oder bleiben. Und es gibt die festen Mitglieder, die irgendwann verschwinden auf neuen und ganz eigenen Wegen. Die, die dann fehlen. Es gibt den skurrilen Onkel aus dem Nachbarhaus, der gar keine Gesellschaft will, sich aber von Herzen freut, wenn die mitgebrachten Tupper-Dosen gefüllt werden. Es gibt die drei Generationen, die gemeinsam ein Menü zubereiten und die einsamen Wölfe, die keine Hilfe brauchen und dann trotzdem annehmen.

Die Familie ist laut. Jeder kann mitmachen und es lassen. Wir haben schon alles gefeiert: Geburtstage mit Kuchen und gemeinsames Fastenbrechen mit Datteln und Suluköfte, Halloween mit Kürbiscremesuppe, Festivals mit Attieké und Bolani, den Alltag mit Reibekuchen und Piroggen sowie Weihnachten mit gebrannten Mandeln. Es gab vegane, vegetarische und karnistische Kost – mit Salat, Obst, Suppen, Süßem und sogar ganzen Menüs. Immer selbst gemacht. Mal drinnen im Kiosk, mal draußen auf der Straße dank mobiler Küche, mal auf Reisen, mal im geschlossenen und meistens im offenen Kreis. Immer mit Liebe. Und das schmeckt.

06.07.2019, Miriam Witteborg